Glücksrad und Schweden-Rätsel: "Then comes Silence" live in Berlin
- djjolly
- vor 4 Tagen
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Es begab sich aber zu der Zeit, als im Jahre 2012 Alex Svenson – ein Name, der schwedischer gar nicht klingen kann – in Stockholm zusammen mit drei anderen Musikanten die Kapelle „Then comes Silence“ aus der Taufe hob.

13 Jahre später und etwa 840 Kilometer Luftlinie weiter südlich präsentierte sich Bassist und Keyboarder Svenson als noch einziges Gründungsmitglied zusammen mit Hugo Zombie (Gitarre, seit 2018) und Jonas Fransson (seit 2015, Drums) zum Auftakt ihrer „Trickery Tour – Part II“ im Kreuzberger „Privatclub“ vor etwa 70 Zuschauern live, dreidimensional und in Farbe.Ob „nur“ oder „immerhin“ 70 Zuschauer am Vorfeiertag zum 8.Mai in Berlin liegt im Auge des Betrachters. Einerseits verloren sich diese 70 Fans im etwa 250 Zuschauern fassenden Club, andererseits waren die Skandinavier bereits acht Monate zuvor im Urban Spree zu sehen und zu hören. Wie das Tour-Motto schon erahnen lässt, handelt es sich bei den Konzerten noch um einen Nachschlag der Trickery-Tour und bereits in sechs Monaten liefert das Trio erneut in Berlin, wie Sänger Alex Svenson verriet.

Die etwas undankbare Aufgabe des Support erhielt um 19 Uhr 30 Lena Lonely. Die Berlinerin startete ihren Support vor etwa einem Dutzend Zuschauer und bat auf ganz charmante und sympathische Art dieses Dutzend zu Beginn erst mal darum, etwas näher zur Bühne zu schreiten. Zunehmend füllte sich dann auch im Verlauf ihres Gigs der Konzertsaal und begleitet von Schlagzeug und Bass performte Lena Lonely an der Gitarre recht solide. Musikalisch durchaus gewohnter und austauschbarer Indie-Rock, wären da nicht Lonelys eindrucksvolle Stimme, sowie ihre liebenswerte Art als Pluspunkte zu erwähnen.

„Then comes Silence“ betraten dann gegen 20 Uhr 20 die Bühne und widerlegten von Beginn an recht eindrucksvoll Ansichten, nach welchen Postpunk-Bands eher statisch-lethargisch ihre Songs herunternudeln um sich danach zu verabschieden.Vor allem der androgyn wirkende Hugo Zombie zeigte sich spielfreudig und agil, war ständig in Bewegung und bediente die Saiten seines Instrumentes mal über dem Kopf, zwischen den Beinen oder vor dem Gesicht.

Einen besonderen visuellen Leckerbissen lieferte Drummer Fransson mit der Innenbeleuchtung seiner Drums, inklusive Farbwechsel und Effekte.Doch auch der Unterhaltungswert während der Show kam nicht zu kurz. Bei „Strange Kicks“ entleerte Alex Svenson einen Sack mit Luftballons über die Zuschauer, die diese prompt annahmen und anstupsten. Besonders gelungen: Der Gag mit dem Glücksrad, welches von Zombie bedient wurde und aus einer Auswahl von sieben Songs bestimmte, welcher davon gespielt wurde.

Auch einen brandneuen Song mit Uraufführung in Berlin versprach Frontmann Svenson, wenngleich dieser nach Abstimmungsproblemen innerhalb der Band nach einer Minute abgebrochen werden musste und einen zweiten Anlauf benötigte. Band und Publikum nahmen dies mit Humor.
Natürlich durften die aktuellen Singles und DAC-Erfolge „Ride or die“ und „Like a Hammer“ aus dem „Trickery“-Album nicht fehlen, doch startete die Band immer wieder auch Ausflüge in die komplette Diskographie der bisher sechs zuvor erschienenen Alben, welche stilistisch sehr an die Frühwerke von „Killing Joke“ und „Joy Division“ erinnerten.

Warum aber nach 75 Minuten mit leider nur einer einzigen Zugabe gegeizt wurde (welche wiederum durch das Glücksrad bestimmt wurde) – das blieb an jenem Abend das große Schweden-Rätsel…
Ein ansonsten sehr unterhaltsamer und dynamischer Konzertabend ging in Kreuzberg zu Ende, bei welchem „Then comes Silence“ durch Spielfreude und Kreativität zu überzeugen wussten.
Bericht: Jolly von Hayde
Fotos: Enzo Hobbes
Wir bedanken uns bei Jan Winterfeld und Pluswelt Promotion für die Zusammenarbeit.
Die weiteren Tour-Daten von „Then comes Silence“ in Deutschland:
08. Mai – Hannover
14. Mai – München
17. Mai – Oberhausen
18. Mai – Hamburg
07. Juni – Leipzig (Wave Gotik Treffen)
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