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  • AutorenbildDJ Dave

Einstürzende Neubauten 14.11.17 in der Columbiahalle Berlin


Nach rund 45 Minuten warf Neubauten-Frontmann Blixa Bargeld zornig den Mikrofonständer um und ging wortlos von der Bühne. Das ungeplante Ende eines Skandal-Konzertes der "Einstürzenden Neubauten" am 11.03.04 im Stuttgarter Theaterhaus, Nicht ohne zuvor schmähende und diffamierende Worte in Richtung Schwaben vom Stapel zu lassen, hinterließ Bargeld ein ebenso verdutztes Publikum wie Bandmitglieder auf der Bühne.

Woher die Stimmen die er in seinem Kopf wahrnahm kamen, bleibt bis heute allen ein  Rätsel. Doch genau diese Stimmen waren der Grund für den jähen Konzertabruch, Bemerkenswert : Früher hätten die Neubauten Konzerte abgebrochen, weil nicht genug Lärm wahrzunehmen war. Damals, weil das Publikum zu vermeintlich laut war... Waren das schon die Vorboten auf das, was noch folgen sollte ? Spätestens weitere 13 Jahre später, weiteren 30 Kilo an Bargelds Wampe und beim "Greatest Hits" Konzert der Berliner beim Heimspiel in der Columbiahalle muss diese Frage mit "ja" beantwortet werden.


Bargeld, inzwischen 58, blauer Anzug statt Lederkluft, brav frisiert und ergraut statt Punk-Iro und wohlgenährt erschien samt Gründungsmitglied N.U. Unruh (Perkussions), Alexander Hacke (Bass), Jochen Arbeit (Gitarre), Rudolf Moser (Perkussions) und Felix Gebhard (Keyboards) an jenem 14. November in der Berliner Columbiahalle.

Folgt man dem Prolog auf "Haus der Lüge" , so war es 1989 nicht in Blixa Bargelds Sinne "ganz aufgedunsen nur noch kleine Kreise" zu ziehen. Zumindest letzteres ist ihm auch gelungen - schliesslich war das Konzert schon seit Wochen ausverkauft. Wenn eine Band, welche mit noch keiner einzigen Single in den Charts landete (und dennoch zu den wichtigsten Bands unseres Landes zählt) ein "Greatest Hits" Konzert ausruft, so kann man dies nur auf zwei Arten interpretieren. Entweder : Die bekanntesten und beliebtesten Clubhits werden zum Besten gegeben. Oder : Reine Selbstironie. Nun, letzteres war dann der Fall.

In jedem Falle erwartete der Gast einen breiten Querschnitt der 38-jährigen Schaffenszeit der "Einstürzenden Neubauten" - doch selbst das war nicht der Fall !Dabei fing alles recht verheisunsgvoll an. Mit "The Garden" aus dem 1996-er Album "Ende Neu" eröffneten die Berliner ihr Konzert noch recht gediegen, doch schon als zweiter Song kam das Publikum bei "Haus der Lüge" in Wallung. Man wäre gut beraten gewesen, das Konzert danach zu verlassen, hätte man es in guter Erinnerung behalten wollen. Denn die ersten beiden Songs waren nicht nur die Highlights des Abends, sondern blieben die einzigen der wichtigen ersten 20 Jahre der Band. Was folgte war zwei Stunden unambitioniertes Schlafwagen-Gedöns. Fortan bestimmten nur ausnahmslos songs nach der Jahrtausendwende den Konzertabend. "Die Befindlichkeit des Landes", "Sabrina" und "Unvollständigkeit" - Greatest Hits ? Fehlanzeige !

Hier warf mal die Schaufel eines Baggers ein paar Stahlrohre auf die Bühne, dort trommelten Moser und Unruh artig auf Metallrohren. Nur noch akzentuiert und als Beiwerk. Das war zu wenig ! Lediglich "Sonnenbarke" konnte ansatzweise durch finalen Lärm überzeugen. Das Publikum harrte geduldig aus im Stillen Glauben, irgendwann müssen die alten Herren doch mal zulegen und ihre Perlen auspacken.

Doch wer nach "How did I die" am Ende des zwei Stunden grausamer Lethargie noch wach war und tatsächlich gehofft hatte, dass nun im Zugabeteil die Kracher folgen erlebte mit "Silence is Sexy" mit der ersten Zugabe den Tiefpunkt des Abends.

"Macht mal endlich Lärm" rief ein Gast aus dem Publikum, "nun legt mal los" ein anderer.


Zur Erinnerung : Es war genau jener song, bei dem Bargeld 2004 wegen vermeintlicher Zwischenrufe das Konzert abbrach. 2017 in Berlin störten ihn deutlichen und fordernden die Zwischenrufe seltsamerweise nicht... Der "Greatest Hits" Abend verlief ohne "Was ist ist", ohne "Feurio", ohne "Yü Gung", "Z.N.S.", "Ich bin's" oder "Die Interimsliebenden". Vorübergehend keimte etwas Hoffnung durch das krachende "Let's do it a Dada", welche gleich darauf durch die Trägheit von "Total Eclipse of the Sun" jedoch sofort wieder zunichte gemacht wurde.

Nach der letzen Zugabe "Redukt" wurde das Publikum endlich dann auch erlöst. Mehr verlangte es nun auch nicht mehr...


Bericht & Fotos : Jolly von Hayde

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